Karlchens Plan

 

Als Karlchen an diesem Morgen aufwachte, war er wütend.

Er hatte nicht die geringste Lust, zur Schule zu gehen. Er wusste nur zu genau, dass dieser gemeine Lars wieder an der nächsten Hausecke lauern würde. Er konnte das gemeine Grinsen schon jetzt vor sich sehen. Nicht, dass Lars besonders groß und stark gewesen wäre. Er grinste einfach gemein und wusste immer irgendetwas zu sagen oder zu tun, was Karlchen wirklich aufregte.

Er hatte versucht, mit den Eltern zu reden, doch die sagten wieder und wieder: „Karlchen, geh doch dem Ärger aus dem Weg!“ Hatten die eine Ahnung! Lars schaffte es immer, ihn irgendwo abzupassen. „Du darfst nicht zeigen, dass du dich ärgerst, am besten, du lässt ihn links liegen!“ Auch so ein Satz der Eltern, der Karlchen nicht weiterhalf. Denn das war wirklich das Ärgerliche an Lars: Er traf den Nagel immer auf den Kopf! Wenn Karlchen eine neue Hose bekam, die ihm gar nicht gefiel, stand prompt Lars an der Ecke, glotzte die verhasste Hose an und grinste. Es war nicht einmal nötig, dass er dazu noch etwas sagte. Karlchen schaute dann meist irgendwo anders hin, hasste die Hose gleich noch mehr und kämpfte jeden Morgen darum, sie nicht anziehen zu müssen. „Sag bloß, du stellst dich wieder wegen diesem dummen Lars so an.“, meinte dann die Mutter. „Weißt du Karlchen,“, tröstete der Vater, „du bist so ein toller Junge, dir sollte so ein dummer Lars wirklich egal sein. Grins doch einfach zurück!“, schlug er vor. Die Eltern verstanden nicht.

Auch der Lehrer konnte Karlchen nicht helfen. Lars grinste gemein und war klug genug, nichts zu tun, was ihm richtigen Ärger einbrachte. Für gemeines Grinsen gab es keine Strafe. „Du musst lernen, dich durchzusetzen.“, riet der Lehrer. „Wie denn?“ dachte Karlchen traurig. Was heißt hier durchsetzen, wenn man endlich den heiss ersehnten Fußball bekommt, der am ersten Tag kaputt geht und an der nächsten Hausecke steht ein grinsender Lars, der sicher ganz genau gesehen hat, dass Karlchen mit den Tränen kämpfen musste? Eben! Da hilft so rein gar nichts.

„Ich würde gern woanders wohnen!“, erklärte Karlchen eines morgens beim Frühstück. Die Eltern schauten ihn verwundert an. „Aber Karlchen, diese Wohnung ist ideal.“, erwiderte die Mutter. „Dein Zimmer ist freundlich, groß, hell, ja du hast sogar einen eigenen Zugang zum Garten. Es ist ruhig hier, friedlich, zentral, nicht weit zum Sportplatz, zum Spielplatz, zum Schwimmbad, zum Wald, zum Einkaufszentrum, zur Arbeit, zur Schule, und doch idyllisch! Und die schönen Alleebäume, der große Garten und kaum Verkehr! Ich kann mir keine bessere Wohnung vorstellen für uns!“. Der Vater schaute Karlchen ärgerlich an. „Das hat aber jetzt nicht wieder mit diesem Lars