sich und betrat den Raum, ganz anders als sonst, nicht fröhlich und munter, sondern blass und ernst. Augenblicklich verstummte das Gemurmel und alle schauten Herrn Wollner gespannt an. Der holte tief Luft und schien nach den passenden Worten zu suchen. Das war so gar nicht seine Art. Im Gegenteil. Manchmal redete er sogar zu viel und zu schnell.

„Wir wissen noch nicht, was passiert ist.“, fing er an und seine Stimme klang matt und müde. „aber ich muss euch mitteilen, dass Lars seit gestern Nachmittag verschwunden ist.“ Er räusperte sich. „Noch wissen wir gar nichts!“. Es war totenstill in der Klasse. Einige Kinder schauten ängstlich, andere kämpften mit den Tränen. „Es muss nicht bedeuten, dass etwas Schlimmes passiert ist, wir wissen es einfach nicht!“. Herr Wollner wirkte ein wenig hilflos. Das hatten die Kinder bei ihm noch nie erlebt.

Karlchen fühlte sich ganz elend. Wie oft schon hatte er sich gewünscht, dass Lars verschwinden sollte. Aber doch nicht so! An seinem Plan lag ihm nun gar nichts mehr. Karlchen begriff sich selbst nicht. Er hatte richtig Angst um Lars und Lars fehlte ihm sogar ein kleines bisschen.

An Lernen war an diesem Vormittag nicht zu denken. Die Kinder waren aufgeregt, verängstigt und stellten fest, dass sie über Lars nichts, aber auch rein gar nichts wussten. Da war nicht ein Kind, dem Lars etwas über sich erzählt hatte. Das Einzige, was sie kannten, war das Grinsen, das Karlchen heute auf dem Heimweg ganz sicher vermissen würde. Bevor sie nach Hause gehen konnten, ermahnte der Lehrer sie noch, sich nicht ansprechen zu lassen und achtsam zu sein. Karlchen heftete sich vorsichtshalber an die Fersen eines großen Jungen, der in seiner Nachbarschaft wohnte. Dass Lars so einfach verschwunden war, machte ihm Angst.

Die Eltern schauten sehr ernst und besorgt, als Karlchen ihnen erzählte, was Herr Wollner gesagt hatte.

Auch die Eltern wussten gar nichts über Lars und seine Familie. Anders Frau Münster aus dem Laden an der Ecke. „Sind zugezogen, von irgendwoher! Die Frau spricht wenig, der Mann gar nicht.“, was Frau Münster, die den ganzen Tag lang quasselte, was das Zeug hielt, nicht verstehen konnte und für unhöflich hielt. „Die Kinder drücken sich meist auf der Strasse herum.“, wusste sie noch zu berichten. Aber das war für Karlchen nun wirklich nicht neu. „Seltsame Leute.“, zischelte Frau Münster noch, was Karlchen ein wenig ärgerte. „Die lässt auch an keinem ein gutes Haar.“, hatte der Vater einmal gesagt. Und das traf zu.

Die Eltern bemühten sich, Karlchen ein wenig abzulenken. Sie spielten gemeinsam das neue Kartenspiel, aber an diesem Tag war es gar nicht lustig. Die Zeit schien nur ganz langsam zu vergehen und Karlchen ertappte sich mehrmals dabei, wie er zum Telefon schielte. Wenn es jetzt klingeln würde,