ja, zu was, das wussten die beiden auch nicht genau. Denn nach ein paar Schritten wurde es so finster, dass sie gar nichts mehr erkennen konnten. Sie waren beide ganz aufgeregt, denn sie waren sich sicher, etwas ganz Tolles entdeckt zu haben. „Morgen gehen wir wieder hierher.“, schlug Karlchen vor. „Aber mit Taschenlampen!“, meinte Lars.

Herr Wollner musste sie mehrmals ermahnen, denn in der Schule steckten sie ununterbrochen die Köpfe zusammen und malten sich aus, was sie am Nachmittag erwarten würde. Vielleicht ein riesiges, unterirdisches Labyrinth, eine geheime Schatzkammer oder aber eine verbotene Folterkammer. Sicher etwas ganz, ganz Besonderes. Wenn es nur nicht zu gruselig würde!

Die Hausaufgaben erledigte Karlchen heute nicht ordentlich, so zappelig war er. Gut, dass die Mutter Besuch hatte und nicht so genau hinschaute. Sonst hätte er sicher alles noch mal machen müssen. Karlchen nahm seine Taschenlampe. Die konnte man um den Hals hängen. So verschwand sie unter dem Sweatshirt und die Mutter schöpfte keinen Verdacht. Karlchen hatte nämlich das unbestimmte Gefühl, dass sie keine sehr hohe Meinung von der geplanten Expedition haben würde. Lars hatte nicht nur eine große Taschenlampe, sondern auch zwei dicke, rote Äpfel dabei. „Weißt du, ich habe im Steinbruch ganz furchtbaren Hunger bekommen.“. Karlchen war froh, dass er einen Begleiter hatte, der sich mit gewagten Abenteuern auskannte. Obschon er sich ein wenig erschrak. „Meinst du, es ist gefährlich da unten?“, fragte er. Lars dachte einen Augenblick nach. „Nein.“, sagte er. „Ich glaube nicht. Und wir sind ja auch zu zweit!“. Schweigend gingen sie nun in den Wald, schauten sich um, ob sie auch ja niemand beobachtete, denn das Ganze sollte ihr Geheimnis bleiben. So hatten sie es auf dem Weg zum Waldrand beschlossen.

Das gähnende schwarze Loch an der Böschung des Baches hatte ungefähr die Größe einer Türe. Sie atmeten tief durch, griffen zu den Taschenlampen und leuchteten erwartungsvoll in das „Was-auch-immer“ hinein. Sie sahen einen schmalen, feuchten Gang vor sich, den sie nun im Lichte der Lampen betrachteten. Es roch modrig. Das war unangenehm, gehörte aber wohl zu so einem Abenteuer. Und das schien es zu werden, denn nach ein paar Metern schon kamen sie zu einem Loch, einer Art Schacht im Boden, bei dem der Gang endete. Sie leuchteten in das Loch hinein. Eine rostige Leiter führte etwa drei, vier Meter senkrecht nach unten und dort schien ein anderer Gang weiterzuführen. „Leuchte du mir, ich steige mal runter!“, sagte Karlchen sehr mutig. Langsam und vorsichtig stieg er nun Sprosse um Sprosse hinab. Die Leiter fühlte sich feucht und rau an. Der Anstrich war wohl schon lange abgeblättert. Mit einem knirschenden Geräusch brach die zweitunterste Sprosse und Karlchen konnte sich gerade noch festhalten. Er sah nicht genau, wie weit er noch vom Boden entfernt war. „Komm wieder rauf!“, rief Lars erschrocken.