Verzweigung angekommen, an der sie beim letzten Mal vernünftiger Weise umgekehrt waren. Kreide und Faden - beides funktionierte. Sie wählten den mittleren der drei Gänge, hielten sich dann wieder links. Sie merkten nicht, dass sich der Modergeruch leicht verändert hatte. Es roch nun nach erkaltetem Rauch. Der Gang, in dem sie sich jetzt befanden, endete in einer Art großer Kammer. Und da entdeckten sie dann auch etwas: Auf dem Boden lagen Matratzen, Decken, alte Zeitungen, Flaschen, eine Petroleumlampe, Zigarrenstummel und ein schmutziger, großer, alter Mantel. Die Kammer war bewohnt! Daher kam der veränderte Geruch! Aber wer wohnte in einer solchen Höhle unter der Erde? Ein Räuber, ein Mörder, ein entflohener Häftling? Ein Monster? Den Jungen war gar nicht wohl zumute, bei dem, was sie da entdeckt hatten. Mit einem Mal nahmen sie Geräusche wahr. Weit weg noch, aber die Geräusche kamen näher und waren nun deutlich als schlurfende Schritte zu erkennen. Lars und Karlchen erschraken heftig. Der Bewohner der Kammer kam zurück! So leise wie nur irgend möglich schlichen sie zur letzten Verzweigung und versteckten sich im rechten Gang. Die Schritte kamen nun unaufhaltsam näher. Aber irgendetwas stimmte mit diesen Schritten nicht. Die Jungen hatten die Taschenlampen gelöscht und horchten nun angespannt. Fast gleichzeitig bemerkten die beiden, was an diesen Schritten eigenartig war. Sie kamen aus dem rechten Gang, also genau auf sie zu! Nun bekamen es Karlchen und Lars aber wirklich mit der Angst zu tun. Gleichzeitig knipsten sie ihre Lampen an und rannten und polterten los, zum linken Gang und stürmten Richtung Ausgang. Sie stolperten, schlugen sich die Köpfe an, rappelten sich auf, liefen weiter. Sie schafften es und gelangten zur Leiter. Ihr Seil, da hing ihr Seil! Das musste der unheimliche Bewohner bemerkt haben. Und richtig, sie hörten nun, wie rasch jemand keuchend näher kam. Wäre nur die unterste Sprosse nicht so hoch gewesen. Sie umklammerten das Seil, zogen sich hoch und erreichten den Ausstieg gerade rechtzeitig. Als sie noch einmal nach unten blickten, zurück in das unheimliche Loch, tauchte ein verfilzter Haarschopf am Fuße der Leiter auf. Die Jungen rannten weiter und machten nicht Halt, bis sie, weg vom Waldrand zu einer belebten Strasse kamen. Da standen sie, schnappten nach Luft und hatten beide ganz weiche Knie. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie sich wieder beruhigt hatten. Nein, eine verborgene Schatzkammer hatten sie nicht entdeckt. Unterirdische Gänge, mit einer ungemütlichen, schäbigen Kammer, in der aus irgendeinem Grund jemand mit zerzaustem, zotteligem Haar Unterschlupf suchte.

Das war nun kein rühmliches Ende ihrer so gründlich vorbereiteten Expedition.

Später, viel, viel später einmal erfuhren sie, dass es der Eingang zu einem teilweise verschütteten, alten Bunker gewesen war, den sie da entdeckt hatten. Wem sie dort begegnet waren, erfuhren sie nicht.