Nun, es war nicht ganz so großartig gewesen, wie sie sich das vorgestellt hatten. Und in der nächsten Zeit sah man Karlchen und Lars recht häufig und gesittet mit anderen Kindern auf dem Spielplatz.
Karlchen lüftet ein Geheimnis
Sie hatten aber immerhin ein gemeinsames Abenteuer bestanden. Und das fanden beide so richtig gut. Karlchen war sich nun ganz sicher: Lars war sein Freund und zwar ein guter Freund und darum beschloss Karlchen einer Frage nachzugehen, die ihn schon die ganze Zeit beschäftigte. Karlchen und Lars saßen auf einer Bank unter den großen Kastanien. Die Mutter hatte den beiden ein ’Wassereis’ spendiert. So nannte die Mutter all jene Eissorten, die herrlich bunte Farben hatten, ganz sicher nicht gesund waren, sehr, sehr süß schmeckten und die Zunge in den seltsamsten Tönen färbten. Die Mutter behauptete steif und fest, dass sie dieses Eis nicht einmal riechen könne. Trotzdem durfte Karlchen von Zeit zu Zeit ein solches Eis essen. Und den Jungen schmeckte es einfach und machte Spaß. Karlchen streckte Lars seine giftgrüne Zunge heraus und dieser erwiderte mit einer zartblauen. Dies schien Karlchen der passende Augenblick für einen Vorstoß zu sein und so fragte er: „Du Lars, warum waren wir eigentlich nicht von Anfang an Freunde, ich meine wieso...?“. Karlchen stockte. Vielleicht wäre es ja doch besser gewesen, wenn er dieses heikle Thema nicht angesprochen hätte. Lars, der eben noch gelacht hatte, wirkte ernst, fast erschrocken und stammelte: “Ich, ich... Es ist, weil ...“. Lars wusste wohl nicht, wie er das erklären sollte. „Ich bin einfach anders als andere Kinder.“, sagte Lars schließlich wenig überzeugend. „Alle Kinder sind irgendwie anders. Das ist ja das Gute.“, meinte Karlchen. „Nein, ich mein ganz anders!“, sagte Lars. „Bitte frag nicht weiter, ich darf es dir nicht sagen!“, flehte Lars. Karlchen war ratlos. Was konnte das sein? Hatte Lars eine seltene Krankheit? Aber Lars sah kerngesund aus. Ob es zu Hause ein Problem gab? Karlchen wusste nicht viel über die Familie von Lars. Karlchen fiel wieder ein, was Frau Münster gesagt hatte: „Seltsame Leute ...“. Die Familie von Lars lebte zurückgezogen. „Ist es, weil ihr von irgendwoher zugezogen seid?“, fragte er unsicher. Lars zuckte zusammen, als er das Wort ’irgendwoher’ hörte. Er nickte wortlos und blieb stumm. „Weißt du was?“, sagte Karlchen, „Das ist mir alles ganz egal! Wir beide sind doch jetzt Freunde, nicht wahr?“. Lars schaute Karlchen an, ein wenig scheu und lächelte, so wie damals, als Karlchen seinen Plan, dem Grinsen ein Ende zu bereiten, in die Tat umsetzte. Ja, Freunde waren sie und das sollten sie auch bleiben. |